St. Meinrad ist der Familienheilige des
Zollernhauses
Von unserem Mitarbeiter Dr. Otto H. Becker
SIGMARINGEN - Am 21. Januar begeht die
Universalkirche den Namenstag des Heiligen Meinrad, der 861 als
Einsiedler von zwei Räubern in seiner Klause im "Finsteren Walde"
unweit des Zürichsees erschlagen wurde. Meinrad soll ein Angehöriger
des Zollerngeschlechts gewesen sein.
Über der Einsiedelei und der letzten
Ruhestätte des Heiligen entstand später der berühmte Wallfahrtsort
Maria Einsiedeln, dessen zweiter Patron Sankt Meinrad ist. Zu der
Benediktinerabtei und ihrem Gnadenbild unterhielten die Grafen von
Zollern bereits im Spätmittelalter enge Beziehungen. Ende des 16.
Jahrhunderts verdichtete sich die historisch nicht nachgewiesene
Auffassung, wonach Sankt Meinrad, der aus Sülchen im Sülchgau stammte,
ein Angehöriger des Zollerngeschlechts gewesen sein soll.
Der "Stammverwandte" wurde schließlich zum
Familienheiligen des Zollernhauses. So ist Meinrad auf dem Deckenfresko
der Pfarrkirche Sankt Johann in Sigmaringen mit seinen Attributen, den
beiden Raben, und mit dem gevierteilten Zollernschild als Heiliger und
als Angehöriger des Fürstenhauses Hohenzollern dargestellt.
Die Grafen und Fürsten der 1576 entstandenen
Linien der schwäbischen Hohenzollern pilgerten mit großer
Regelmäßigkeit nach Maria Einsiedeln und überhäuften die Meinradszelle
und das Gnadenbild mit Gaben und Geschenken. Zwei Fürsten der
Sigmaringer Linie, nämlich Meinrad I. (1638 bis1681) und Meinrad II.
(1689 bis 1715), trugen den Namen des Hausheiligen. Bis auf den
heutigen Tag kommt Meinrad als Vorname bei den Angehörigen des
Fürstenhauses recht häufig vor. Bereits 1602 hatte das Hauskloster der
Sigmaringer Linie, das Augustinerchorfrauenstift Inzigkofen, mit der
Abtei Einsiedeln eine Gebetsgemeinschaft geschlossen, eine Verbindung,
an die heute noch die Einsiedlerkapelle erinnert. 1681 nahm Maria
Einsiedeln das Haus Hohenzollern-Sigmaringen unter seine Stifter und
Wohltäter auf und erklärte es aller seiner Gebete und guten Werke
teilhaftig. Fürst Josef Friedrich (1715 bis 1769) ließ 1763 einen
Nebenaltar der Annakirche in Haigerloch zu Ehren von Meinrad weihen.
Ein großer Verehrer Meinrads war auch Fürst
Anton Aloys (1785 bis 1831). Er ließ 1826 ein Glasgemälde mit der
Darstellung des Todes des Heiligen Meinrad für die Schlosskapelle in
Sigmaringen herstellen. Seit dieser Zeit wurde vermutlich auch das
Meinradsfest jeweils mit einem Hochamt in der Schlosskapelle begangen.
Die Kapelle wurde deshalb von Pfarrer Eger 1857 als "St.
Meinradi-Schloßkapelle" bezeichnet. Offiziell erhielt die
Schlosskapelle jedoch erst nach ihrem Wiederaufbau 1907 auf
Veranlassung des Fürsten Wilhelm (1905 bis 1927) das
Meinradspatrozinium.
Auch das evangelische preußische Königshaus
erwies dem "Stammverwandten" Meinrad seine Reverenz. Karl Anton
unternahm mit seiner Familie anlässlich seiner silbernen Hochzeit 1861
eine Wallfahrt nach Einsiedeln. Bereits 1855 hatte der Fürst den Maler
Bernhard Mücke, Professor an der Kunstakademie in Düsseldorf, den
Auftrag erteilt, ein Bild des Heiligen Meinrad anzufertigen. Der
Künstler schuf schließlich einen Zyklus von elf Bildern über Stationen
aus dem Leben und vom Tode Meinrads, der heute in der Erlöserkirche
Hedingen zu sehen ist. 1853 wurde das Teehaus im Fürstlichen Park in
Inzigkofen zu einer Meinradskapelle umgebaut.
Zum Millenium der Abtei Einsiedeln 1861 ließ
sich Fürst Karl Anton durch seinen Vertrauten Baron von Mayenfisch
vertreten. König Wilhelm I., der spätere Kaiser, schickte an den Abt
ein Handschreiben, worin die bemerkenswerte Passage enthalten ist: "Es
ist zu meiner Kenntniß gekommen, dass Euer Hochwürden ...den
tausendjährigen Gedächtnißtag des Todes des frommen Mannes begehen
werden, welchem die Gottesverehrung in Kloster Einsiedeln ihre
Begründung verdankt und alte Überlieferungen eine nahe Verwandtschaft
zu dem Stamme der späteren Grafen von Zollern und Hohenberg
zuschreiben".
Der Pflege des Meinradskultes fühlte sich
auch Fürst Friedrich von Hohenzollern (1927-1965) verpflichtet. So
stiftete der Fürst dem damaligen Jugendhaus St. Meinrad in Rottenburg
am Neckar eine Statue des Heiligen. 1948 ließ er die durch einen Brand
zerstörte Meinradskapelle im Park in Inzigkofen durch einen Holzbau neu
errichten. 1950 stiftete der Fürst für die Pfarrkirche Sankt Johann in
Sigmaringen die "Meinradsglocke". Wohl nicht ohne Zutun des Fürsten
erhielt die 1956/57 in Laucherthal erbaute Kirche das
Meinradspatrozinium.
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